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Fulvia Molina - Die brasilianische Erinnerungskünstlerin

 

Fulvia Molina war achtzehn Jahre alt, als sie 1964 aus einem kleinen Dorf nach São Paulo kam, um an der staatlichen Universidade de São Paulo (USP) Biologie zu studieren. Auf dem Campus geriet die junge Frau in Kontakt mit den „überschäumenden Ideen der Zeit: der sexuellen Revolution, den gegenkulturellen und demokratischen Bewegungen“, wie sie sich heute erinnert. Sie engagierte sich zunächst in der katholischen, kurz darauf dann in einem Ableger der kommunistischen Jugend, die den bewaffneten Kampf propagierte. Die „Schlacht“ um die Philosophie-Fakultät der USP in der Rua Maria Antônia im Oktober 1968 erlebte Molina hautnah mit – sie gehörte zu den studentischen BesetzerInnen, die von der Militärpolizei vertrieben wurden. Als kurz darauf gegen sie und ihren Mann ein Haftbefehl erlassen wurde, mussten beide für fast zehn Jahre untertauchen, „Halb-Klandestinität“ nennt sie diesen eigenartigen Zustand. In dieser Zeit gebar sie zwei Töchter und promovierte in Zoologie. Ende der Achtzigerjahre wechselte sie das Fach: Molina machte ihren Master in Kunstgeschichte, erneut in ihrer alten Universität USP, und arbeitet seither als Künstlerin in São Paulo. Ihr besonderes Interesse gilt, wie bei dem Erinnerungsprojekt MemoriAntônia, der Annäherung an die Geschichte politischer Bewegungen – vor allem die der Frauen – mit künstlerischen Mitteln. (87)

 

Anne Huffschmid