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Deutsche Polizeihilfe für Lateinamerika (1949-1989): Umfang, Praxis und transnationale Verflechtungen

Polizeiliche Auslandseinsätzen haben sich seit den 1990er Jahren zu einem zentralen und in der Wissenschaft viel beachteten Instrument der internationalen Außen- und Sicherheitspolitik entwickelt. Die Entsendung deutscher Polizisten ins Ausland nimmt auch in der derzeitigen Sicherheitspolitik der Bundesregierung eine bedeutende Rolle ein und gilt als entscheidender Faktor für den Erfolg militärischer und ziviler Strategien zur Friedenssicherung und Stabilisierung von Staaten. Dies ist jedoch kein neues Phänomen. Im Rahmen der sogenannten Polizeihilfe, bestehend aus Ausrüstungs- und Ausbildungshilfe, wurden bereits seit den 1950er Jahren deutsche Polizisten als Berater und Ausbilder ins Ausland entsandt, ausländische Polizeiorganisationen mit polizeilicher Ausrüstung beliefert und ausländische Polizisten in der Bundesrepublik bei den Polizeien der Länder und des Bundes ausgebildet.

In der Forschung zu Auslandseinsätzen der deutschen Polizei liegt der Fokus seit dem erstmaligen Einsatz eines Kontingents des Bundesgrenzschutzes in Namibia fast ausschließlich auf der Beteiligung in internationalen Missionen sowie auf größeren bilateralen Missionen nach 1989. Die bilateralen und weniger formellen Kooperationsformen zwischen der (west-)deutschen Polizei und anderen Polizeiorganisationen vor 1989 blieben jedoch bisher weitestgehend unbeachtet. Insbesondere der Großraum Lateinamerika ist dabei kaum untersucht worden, obwohl diese Region im Kontext des Kalten Krieges eine strategisch bedeutsame Rolle spielte und über eine lange Tradition der Wirtschafts-, Migrations- und Kulturbeziehungen zu Deutschland verfügt.

Das Forschungsprojekt „Deutsche Polizeihilfe für Lateinamerika (1949 - 1989): Umfang, Praxis und transnationale Verflechtungen“ untersucht somit erstmals die Rolle Deutschlands bei der Modernisierung lateinamerikanischer Polizeiinstitutionen und die damit einhergehenden lokalen und transnationalen Konsequenzen während des Kalten Krieges.  Ziel des Projekts ist es, auf systematische und empirische Weise den Umfang und die Praxis sowie die Lokalisierungsprozesse und transnationalen Verflechtungen der bundesrepublikanischen Polizeihilfe in lateinamerikanischen Ländern zwischen 1949 und 1989 zu rekonstruieren und zu analysieren. Hierdurch leistet das Forschungsvorhaben einen grundlegenden Beitrag zur Lateinamerikaforschung und zur historischen Polizeiforschung. Methodisch beruht das Projekt auf der Erschließung von Archivbeständen in Deutschland und in lateinamerikanischen Einsatzländern sowie auf Zeitzeugeninterviews mit beteiligten Akteuren. Die Untersuchung der historischen Entstehung gegenwärtiger internationaler Polizeiprojekte der deutschen Polizei stellt nicht zuletzt Wissen bereit, das von gesellschaftspolitischer Relevanz bei der Weiterentwicklung zeitgenössischer Auslandseinsätze der Polizei sein kann und die Grundlage für weitere Forschungen in diesem Themenbereich schafft.

Leitung:

Wissenschaftliche Mitarbeiter/innen:

Studentische Hilfskraft

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