Esch, Sophie
Kanalgespenster, Grenze und der Poet am Fluss: Die Konstituierung des Raumes Río San Juan in den literarischen Texten Rápido tránsito, Trágame tierra, Waslala und Al otro lado del San Juan
Sophie Esch
Lateinamerikanistik
E-mail: sophie.sarah.esch@web.de
Projektbeschreibung
Der Río San Juan ist ein historisch und symbolisch aufgeladener, politisierter Raum und die literarische Produktion über den Río San Juan spielt eine wichtige Rolle für die Konstituierung dieses Raumes: Er dient als Projektionsfläche und Verhandlungsort verschiedener Erzählungen, wodurch die Literatur aus der peripheren Region um den Río San Juan einen multidimensionalen, facettenreichen und zentralen Raum schafft. Die Region Río San Juan ist in ihrer Funktion als Ort des nicht gebauten Nicaragua-Kanals und als Grenze zu Costa Rica in Nicaragua Teil einer nationalen Erzählung, in der es sowohl um Träume von Fortschritt und einer kosmopolitischen Gesellschaft als auch um die nationale Souveränität geht.
Das Forschungsprojekt fokussiert vier literarische Texte: Rápido tránsito (1959) von José Coronel Urtecho, Trágame tierra (1969) von Lizandro Chávez Alfaro, Waslala (1996) von Gioconda Belli und Al otro lado del San Juan (2007) von Petronio Marcenaro. Diese Texte schaffen die nationale Erzählung mit, aber konstituieren den Raum Río San Juan auch über das Nationale hinweg als lokalen und transnationalen Raum. In den untersuchten Texten stechen drei Raumkonzepte hervor: der Río San Juan als Utopie, als Literaturraum und als Grenz-/Transitraum. Diese Raumkonzepte werden wiederum diagonal von spezifischen Meta-Erzählungen um Zivilisation, Moderne und Zentrum/Peripherie gekreuzt.