Dr. Saskia Sell, Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft: Zeugenschaft und Geschlecht in digitalen Öffentlichkeiten
Dr. Saskia Sell, Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft
Zeugenschaft und Geschlecht in digitalen Öffentlichkeiten
Wie wird in digitalen Öffentlichkeiten Geschlecht in der Subjektposition der Zeugenschaft hergestellt? Wessen Zeugnis und welche Art von Zeugnis wird mittels welcher diskursiven Praktiken als wahr und glaubwürdig dargestellt und medial weiterverbreitet? Wem und welcher Botschaft wird wie Glaubwürdigkeit abgesprochen? Fragen wie diesen widmet sich das hier vorgestellte Projekt. Es verbindet Perspektiven der Geschlechterforschung mit aktuellen Perspektiven der Journalismusforschung und der Medienethik. Als Prozess und als Praxis ermöglicht Zeugenschaft die diskursive Transformation von Ereignissen und Erfahrungen. Sie prägt unser Verständnis des Weltgeschehens. Durch die Übertragung von Zeugnissen findet eine Übertragung von Verantwortung statt.
Zeugenschaft informiert und appelliert, sie signalisiert Handlungsbedarf und ermöglicht Dokumentation als Grundlage für zukünftiges Handeln. Sie verunmöglicht Schutzbehauptungen, die empfundene Ohnmacht gegenüber gegenwärtigen Verhältnissen oder entfernten Gewaltakten erträglicher machen sollen, streicht das Wir-haben-all-das-ja-gar-nicht-gewusst aus dem Repertoire des Sagbaren. Testimonialwissenzirkuliert unter durch die Digitalisierung von Kommunikationsprozessen veränderten Bedingungen. Die Subjektposition der Zeugenschaft wird herausgefordert. Durch den Fokus auf diskursive Praktiken der Zuschreibung und Negierung glaubhafter Zeugenschaft im Journalismus und in sozialen Medien soll dieses Projekt zur Offenlegung von mit Geschlechterpositionierungen verbundenen Formen Epistemischer und Testimonialer Ungerechtigkeit (Miranda Fricker, 2007) beitragen.
Zeit & Ort
15.11.2018 | 12:30 - 13:30
Habelschwerdter Allee 45
Raum KL 29/135 (Rost- und Silberlaube)