Lokales Regieren, Sozialkapital und Entwicklung im Süden von Brasilien
Airton Adelar Mueller
In den letzten zwei Jahrzehnten wird der Begriff Sozialkapital in akademischen Diskursen, insbesondere der Soziologie, Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre zunehmend verwendet und diskutiert. Zu dieser Popularisierung trug maßgeblich die Arbeit des Politikwissenschaftlers Robert Putnam über die regionalen Ungleichheiten in Italien und die Verringerung der Bestände an sozialem Kapital in den Vereinigten Staaten bei. In beiden Fällen werden dieser Ressource keine bescheidenen Wirkungen zugeschrieben. Von der Verbesserung der Gesundheit der Individuen und ihrer besseren Integration in die Arbeitsmärkte bis zur Stärkung der Demokratie und der Entwicklung von Regionen und Ländern gebe es positive Ergebnisse, die von der Existenz sozialen Kapitals abhängig seien. Diese Forschung zielt darauf ab, eine solche Betrachtung kritisch zu analysieren, insbesondere im Hinblick auf die vom Sozialkapital zu erwartenden Auswirkungen auf die Entwicklung. Indem Putnam die kulturellen Aspekte des Entstehens von Sozialkapital hervorhebt, um einen ökonomischen Determinismus zu vermeiden, nähert er sich, unserer Ansicht nach, einem quasi kulturellen Determinismus an. So seien für die Entwicklungsungleichheiten die endogen-kulturellen Faktoren eine wichtige Ursache. Hier soll davon ausgegangen werden, dass so eine Betrachtung sich als eine komfortable und konformistische Erklärung erweist, indem sie den „Nichtentwickelten“ die größte Verantwortung für ihren Lebenszustand zuschreibt und so mögliche wichtigere Zwänge aus dem Fokus der Aufmerksamkeit schiebt, wie z.B. die koloniale Vergangenheit, die Auswirkungen von Globalisierungsprozessen und Ungleichheiten in der Einkommensverteilung. Es wird eine empirische Untersuchung der Dynamik der Entwicklung von Regionen und Gemeinden von Rio Grande do Sul in Brasilien durchgeführt. Dieser Bundesstaat ist von akzentuierten interregionalen und intraregionalen Ungleichheiten geprägt. So wird es möglich solcher Disparitäten zu vergleichen, indem man die kulturalistische Hypothese wie andere mögliche erklärende Variablen testet. Auf diese Weise erwartet man sowohl zur Erklärung des empirischen Falls als auch zur theoretischen Diskussion um den Diskurs zum Sozialkapital beitragen zu können.
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