Limpieza de Sangre
In Amerika wurde das Konzept der Reinheit des Blutes im Moment der Etablierung von Erbrechten insbesondere auf encomiendas interessant, da diese im Zusammenhang mit den Nuevas Leyes auf die Nachkommen von spanischen Eltern beschränkt wurde. Die Doktrin von der „Reinheit des Blutes“ wurde in der Folgezeit aus ihrem religiösen Kontext gelöst und diente nun vielmehr dazu, die „reine“ Herkunft eines Kindes von spanischen Eltern anzuzeigen.
In Abgrenzung zu diesen Vorstellungen von „Reinheit“ bildeten sich in der Neuen Welt gleichsam die von „Vermischung“ heraus und die damit verbundenen sozialen Kategorien der Mestizen und castas entstanden. Mit dem Nachweis der „Reinheit“ sollte, ähnlich wie schon in Spanien, soziale Mobilität verhindern werden, da sie für den Zugang zu Privilegien erforderlich war. Jedoch bildete die Herkunft für einen solchen Nachweis nur eines der Kriterien der Klassifikation als Spanier, weitaus wichtiger war z.B. die öffentliche Reputation einer Person als Spanier. So waren die sozialen Oberschichten in den Kolonien oft nicht „rein“ spanischer Herkunft.
Während in Europa gegen Andersgläubige und Konvertiten, die möglicherweise im Geheimen ihren alten Glauben praktizierten, mit Hilfe von Inquisitionsverfahren vorgegangen wurde, wurden Indigene als „unverschuldet Ungläubige“ von der Inquisition verschont. Sie unterstanden in Glaubensfragen den Ordens- und Weltgeistlichen.
Aus: Büschges, Christian: Limpieza de Sangre. In: Enzyklopädie der Neuzeit. 2007 (Bd. 7), S. 918-922;
Stolcke, Verena: Wie Mestizen zu Mestizen wurden. Zur Geschichte einer sozialen Kategorie. In: Differenz und Herrschaft in den Amerikas. Repräsentationen des Anderen in Geschichte und Gegenwart. (Ebert/Lidola/Bahrs/Noack, 2009, Bielfeld: Transcript-Verlag)