Sklaverei
In Amerika suchten und fanden die Konquistadoren Edelmetalle wie Gold und Silber, deren Abbau von Anfang an eines ihrer größten Begehren darstellte. Für den Abbau wurde zu Beginn der Kolonialzeit die indigene Bevölkerung zwangsrekrutiert, die jedoch aufgrund der harten, unmenschlichen Arbeitsbedingungen in den Minen schnell stark dezimiert war. Neben der körperlichen Ausbeutung waren auch Kriege und Krankheiten Gründe für einen starken Bevölkerungsrückgang.
Waren es gegen Ende des 16. Jahrhunderts ca. 65.000 schwarze Sklaven, die in Spanisch-Amerika lebten, wird um 1640 bereits von ca. 250.0000 Menschen ausgegangen (Edelmayer 2001: 72). Insgesamt wurden schätzungsweise zwischen 9,5 und 11 Mio Afrikaner nach Amerika verschleppt. (Bley/König 2005: 762) Dabei ist ungewiss, wieviele Menschen die Reise über den Atlantik von Afrika aus antraten und unterwegs aufgrund von Krankheiten, Durst, Hunger, psychischen Strapazen verstarben. Schätzungen gehen von 40 Mio. Menschen aus. Die verkauften Menschen wurden in Ketten gelegt und geschlagen, unhygienische Zustände begleiteten die wochenlange Überfahrt.
Die afrikanischen Sklaven wurden in der Landwirtschaft und auf den Plantagen (Zucker, Tabak, Kakao, Indigo und Baumwolle) der karibischen Inseln und Küstenregionen sowie der brasilianischen Küste eingesetzt. Sklaven mussten weiterhin im Haushalt, als Hafenarbeiter und im Transportgewerbe arbeiten. Zudem stellten sie die Arbeitskräfte in den Goldminen Kolumbiens und den Gold- und Diamantenminen Brasiliens. Hingegen arbeiten in den Bergbauzentren der Vizekönigreiche Neu-Spanien und Peru, z.B. in Zacatecas, in San Luis Potosí (Mexiko) und in Potosí (heute Bolivien) Indigene als freie Lohnarbeiter (in Mexiko) bzw. waren sie trotz der Indianerschutzpolitik mit Hilfe der mita-minera, einer spanischen Form des inkaischen Arbeitsdienstes, dort zur Zwangsarbeit verpflichtet. (Bley/König 2005: 759-761)
Die Lebensbedingungen der Sklaven waren regional und zeitlich unterschiedlich. Oft waren sie von Gewalt geprägt: Misshandlungen und Bestrafungen waren neben der körperlichen Ausbeutung und den zumeist unmenschlichen Lebensbedingungen üblich und aufgrund der Rechtlosigkeit der afrikanischen Sklaven straflos. Teilweise erreichten Sklaven aber durch die Gunst ihrer Herren die Freiheit bzw. konnten sich durch die Erlaubnis einen Beruf zu erlernen und diesen auszuüben, freikaufen. Während Sklaven in der Idealvorstellung der Kolonialgesellschaft die unterste soziale Schicht stellten, war freien `Schwarzen´ ein sozialer und ökonomischer Aufstieg möglich.
Über lange Zeit wurde die Sklaverei von katholischen und protestantischen Missionaren toleriert und die gesellschaftlichen Hierarchien gegenüber den Sklaven verteidigt. Die Geistlichen argumentierten, dass ein Leben als Sklave in der christlichen Welt dem Leben als `Heide´ in Afrika vorzuziehen sei und stützten somit die gesellschaftlichen Strukturen.
Einzelne Stimmen, die sich gegen die Indianersklaverei stark machten, darunter Bartolomé de las Casas, empfahlen hingegen die Zwangsarbeit von afrikanischen Sklaven. Von anderen Priestern, darunter Jesuiten wie Alonso de Sandoval, der als Sklavenseelsorger in Cartagena de Indias, dem Zentrum des portugiesischen Sklavenhandels im 17. Jahrhundert, wirkte, wurde der Sklavenhandel bereits frühzeitig abgelehnt.
Erst zu Beginn ihrer politischen Unabhängigkeit ab 1810 schaffen die meisten lateinamerikanischen Staaten den Sklavenhandel ab, in den USA wurde der Sezessionskrieg der Südstaaten (1861-1865) zum Endpunkt der Sklaverei, während sie in Brasilien nach jahrzehntelanger Debatte erst 1888 entschädigungslos abgeschafft wurde (Bley/König 2005: 765).
Aus: Edelmayer, Friedrich: Hispanoamerika im 16. Jahrhundert. In: Jaeger (Hrsg.): Die neue Welt. Süd- und Nordamerika in ihrer kolonialen Epoche. Wien 2001, S. 72
König, Hans Joachim, Helmut Bley: Atlantische Welt. Südamerikanische Form der Wirtschaftsorganisation. In: Jaeger (Hrsg.): Enzyklopädie der Neuzeit. 2005 (Bd. 1), S. 759- 762
König, Hans Joachim: Mission: Leitprinzip der europäischen Expansion. In: Jaeger (Hrsg.): Enzyklopädie der Neuzeit. 2008 (Bd. 8), S. 595