Anwendung
Die Kenntnis außereuropäischer Sprachen ist eine wichtige Voraussetzung dafür, sich kulturellen Äußerungen einer uns fremden Kultur angemessen zu nähern.
Man lernt die in jeder Sprache manifestierten kulturspezifischen Sichtweisen kennen und verstehen, die den präferierten Umgang einer Kultur mit ihrer Umwelt und mit kulturellen Situationen und Artefakten beeinflussen, diesen Umgang aber keinesfalls determinieren. Ebenso spielt das Aufbrechen eingefahrener Sichtweisen unserer eigenen Kultur auf Sprache(n) und Kommunikationssituationen eine Rolle, die vor allem von Schriftsprache und formeller Schulausbildung geprägt sind. Diese Sicht prägt leider allzu oft den gesellschaftlichen Diskurs über indigene Sprachen in deren Ländern, wo sie als „primitive“ „Sprachen ohne Grammatik“ oder „Dialekte“ bezeichnet werden. Das Aufbrechen der eingefahrenen Sichtweisen ist eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung von interkultureller Kommunikationskompetenz.
Für das Verständnis einer außereuropäischen Sprache sind sprachwissenschaftliche Grundkenntnisse erforderlich, die auf Begriffen der Schulgrammatik aufbauen, diese aber durch eine allgemeingültige Terminologie und Methodik erweitern. Sie bieten das Rüstzeug, sich später auch selbstständig in eine fremde Sprache einarbeiten zu können. Dies ist oft ein notwendiger Arbeitsschritt im Rahmen einer Feldforschung oder der internationalen Entwicklungszusammenarbeit.
Schließlich zeichnen sich bestimmte Ansätze der Sozial- und Kulturanthropologie durch ihre Nähe zur sprachwissenschaftlichen Methoden aus, so z. B. der Strukturalismus, die Verwandtschaftsethnologie oder die Kognitive Anthropologie. In den Kursen zu klassischen indigenen Sprachen werden außerdem Grundkenntnisse der Arbeit mit historischen Quellen vermittelt, d.h. des Spezialisierungsgebiet Ethnohistorie.