Transnationale Politische Öffentlichkeiten
Das mit einem Stipendium der DFG unterstützte Forschungsprojekt „Transnationale politische Öffentlichkeiten: die mexikanischen Parteien in den USA“ befasste sich mit der politischen Partizipation von mexikanischen Migrant/innen, deren transnationalen politischen Beziehungen und fragte insbesondere nach den Bedingungen und Dynamiken für das Entstehen von transnationalen Öffentlichkeiten. Seit Ende der 1980er Jahre wurden mexikanische Parteien in den USA gegründet, die über die Grenze hinweg politischen Einfluss in ihrem Heimatland suchen. Es handelt sich dabei um die drei großen mexikanischen politischen Parteien: Partido de la Revolución Democrática (PRD), Partido Revolucionario Institucional (PRI) und Partido de Acción Nacional (PAN). Seit den 1990er Jahren schon kämpften diese um die Anerkennung des Wahlrechtes der Migrant/innen in ihrem Heimatland, das sie im Jahr der mexikanischen Präsidentschaftswahlen 2006 das erste Mal ausüben dürfen. Darüber hinaus fordern sie das Recht eigene Abgeordnete aus den USA in den mexikanischen Kongress wählen zu können.
Das Phänomen des transnationalen politischen Handelns wurde in diesem Forschungsprojekt aus einer mirkosoziologischen Perspektive behandelt: Empirisch sollten die transnationalen politischen Beziehungen am Beispiel der mexikanischen Migrantengruppe in Chicago und deren Heimatorten untersucht werden. Ausgehend von der lokalen Sichtweise - der Migrantengruppe in Chicago und deren transnationalen Netzwerke – konnten Rückschlüsse auf die aktuelle Debatte über transnationale politische Öffentlichkeiten und grenzüberschreitendes Regieren auf einer gesamtgesellschaftlichen Ebene gezogen werden.
Durch die grenzüberschreitende Partizipation staatlich-unabhängiger politischer Akteure entstehen transnationale Öffentlichkeiten (wie z. B. die aktuelle MigrantInnenbewegung in den USA und die internationale Orientierung der Zapatista-Bewegung im südmexikanischen Bundesstaat Chiapas gezeigt haben). Im Forschungsprojekt wurden folgende zentrale Fragestellungen untersucht: Wie konstituieren sich transnationale Öffentlichkeiten? Welche Themen werden dort behandelt? Wer sind die politischen Akteur/innen, insbesondere in Bezug auf soziale und geschlechtsspezifische Unterschiede? Welche Kommunikations- und Interaktionsräume entstehen und wer hat Zugang zu diesen? Des Weiteren wurde gefragt: Wie verändert sich die gesellschaftliche Position der mexikanischen Migrant/innen in den USA durch ihre politische Partizipation in den eigenen Parteien? Wie können sie Einfluss auf das politische Geschehen in ihrem Heimatland nehmen? Welche Bedeutung hat der Grenzraum Mexiko-USA in diesem Zusammenhang? Welche Rolle spielen die transnationalen Öffentlichkeiten für den mexikanischen Demokratisierungsprozess?