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Einleitung

Keru

Kerus und Max Uhle - Audio (gesprochen von Manuela Fischer)

Keru (auch qeru;qero;kero geschrieben) bedeutet auf Quechua soviel wie Becher. Sie waren ein wichtiges gesellschaftliches Symbol im Andenraum und fanden als zeremonielle Trinkbecher sowohl in den vorinkaischen Kulturen, wie z.B. Tiwanaku, als auch später bei den Inka und in der Kolonialzeit Verwendung.

© Ethnologisches Museum Berlin, © Banco de Crédito del Perú

Die inkaischen keru bildeten einen wichtigen Bestandteil des sozialen und politischen Systems, das auf Redistribution und Reziprozität beruhte. Verwendung fanden sie vor allem bei rituellen Trinkzeremonien, bei denen aus den keru chicha getrunken wurde. So wurden soziale als auch politische Beziehungen hergestellt und stabilisiert.Deswegen auch ihr paariges Vorkommen (s. Abb.1): der Bittsteller übergab dem, den er bittet einen der beiden keru und durch gemeinsames Anstoßen und Trinken wurde ein ungeschriebener Vertrag abgeschlossen.

Die keru der Kolonialzeit zeichneten sich durch einen Wandel in der Ikonographie aus. Komplexe narrative Bildszenen mit wiederkehrenden Motiven wie z.B. der Cadena de Huáscar oder dem Regenbogen finden sich häufig.

Kerus wurden hauptsächlich aus Holz hergestellt, aber auch andere Materialien wie Keramik und Stein fanden Verwendung. Neben diesen gab es auch keru aus Silber und Gold, die akillas (s. Keru Chancay,=> Vorkoloniale keru) genannt wurden und dem inkaischen Adel vorbehalten waren.
Die Größe der keru variiert  je nach der zeremoniellen Bedeutung, die ihnen zugedacht wurde. In der Form sind keru meist kegelförmig mit weiter Öffnung, aber auch zylinderförmige oder mit Katzen- und Menschenköpfen versehene keru sind häufig zu finden.

Holzkreuz

Während die traditionellen keru in der Gesellschaftsgeschichte des vorkolonialen Andenraums eine lange zeromonielle, soziale, als auch politische Tradition aufweisen, ist das mit tokapu bemalte Holzkreuz  Ausdruck der Verbindung zwischen christlicher Religion und indigener Kunst im kolonialen Peru. Die Bearbeitung von Holz für rituelle Gegenstände wie bei keru und die Übertragung der tokapu von Textilien auf Holz stellen die Weiterführung andiner Traditionen dar, die sich innerhalb des neuen religiösen Kontextes artikulieren.


Anne Ebert, Carolyn Zeck, Julia Meschkank

© Ethnologisches Museum Berlin (VA 8951)