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Interpretation

Interpretationsschema der vorspanischen andinen Kulturen © Jürgen Golte

Interpretationsschema der vorspanischen andinen Kulturen © Jürgen Golte

In den andinen Kulturen hat sich in der Zeit vor der Eroberung durch die Spanier ein insgesamt vergleichbares Interpretationsschema der Weltzusammenhänge herausgebildet.

Dieses Schema versteht die Welt als durch komplementäre Gegensatzpaare gebildet. Diese komplementären Gegensatzpaare werden geschlechtlich verstanden, in etwa werden sie nach dem Mann-Frau Verhältnis gedacht. Insofern ist das Weltbild nicht statisch, sondern erweitert sich stetig durch die „geschlechtliche“ Verbindung der gegensätzlich verstandenen Dinge. Zukunft entsteht aus dieser Verbindung der Gegensatzpaare, die spiegelsymmetrisch gegensaetzlich gedacht werden.

Die Grundkategorien „Oberwelt“ (hanan pacha) und „Unterwelt“ (hurin pacha) und ihre analog gedachten von Zeit und Himmelsrichtungen sind wiederum in sich unterteilt in gleichermaßen gedachte Gegensatzpaare. Daraus entsteht eine hierarchisierte Vierteilung von Raum und Zeit. Die Grenzflächen zwischen den kategorialen geschlechtlich gedachten Bereichen sind dabei für die menschliche Gesellschaft von zentraler Bedeutung, denn ihre Lebenswelt wird als ein „Grenzbereich“ verstanden. Die Aufgabe der Menschen in der Zeit ist es dabei, die regelhafte Reproduktion des Gesamtsystems zu gewährleisten. Die gesellschaftliche Ordnung ist verwandtschaftlich und entspricht dem Gesamtschema, ein Beispiel ist das Organisationschema der nordperuanischen Küstengesellschaften.

JG