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Transnationales Peacebuilding als Süd-Süd-Kooperation: Brasiliens MINUSTAH-Engagement in Haiti

Duração do projeto:
01.12.2015 — 30.11.2016

Staaten aus dem globalen Süden tragen gegenwärtig die personelle Hauptlast internationaler Friedenseinsätze unter dem Mandat der Vereinten Nationen (UN). Unter diesen Staaten nehmen lateinamerikanische Blauhelme eine zunehmend zentrale Rolle ein. Von den 97.729 Blauhelmen, die sich gegenwärtig weltweit im Einsatz befinden, stellen lateinamerikanische Staaten 6.246 Friedenstruppen von denen 4.322 gegenwärtig in Haiti stationiert sind (UNPDO 2014). Auch wenn die Staaten Lateinamerikas damit noch weit von den führenden UN—„Truppenlieferanten“ wie Indien Bangladesch, oder Pakistan entfernt sind, ist das wachsende Interesse lateinamerikanischer Staaten nach dem Ende der Militärdiktaturen und dem des Kalten Krieges eine zunehmend aktive Rolle in internationalen Friedensmissionen einzunehmen, nicht zu übersehen.

Die zunehmende Präsenz lateinamerikanischer Staaten in UN Friedensmissionen hat bisher relativ wenig Interesse seitens der Friedens—und Konfliktforschung auf sich gezogen. Die beantragte Pilotstudie zielt deshalb darauf, diese Forschungslücke zu schließen und zu einem besseren Verständnis internationaler UN—Friedensmissionen mit lateinamerikanischer Beteiligung, insbesondere hinsichtlich deren Effektivität und Legitimität, beizutragen.

Zu diesem Zweck untersucht die auf zwölf Monate angelegte Pilotstudie die sowohl quantitativ (im Sinne der allgemein bereitgestellten BlauhelmsoldatInnen und im Sinne der Missionsdauer) als auch qualitativ (im Sinne der internationalen Relevanz) wichtigste gegenwärtige UN-Friedensmission mit lateinamerikanischer Beteiligung, die United Nations Stabilization Mission in Haiti (MINUSTAH) am Beispiel der Rolle Brasiliens, das nicht nur das größte Truppenkontingent stellt, sondern auch seit Beginn der Mission im Jahr 2004 die Verantwortung für die militärische Führung innehat.

Die Pilotstudie fragt danach, ob Brasiliens Rolle als postkoloniale „emerging power“ die Effektivität und die Legitimität internationaler Friedenseinsätze erhöht, und wenn ja, wie? Die Beantwortung dieser Frage verspricht über den von der Pilotstudie untersuchten Fall hinausreichende Rückschlüsse auf die Effektivität und Legitimität von Süd-Süd-Kooperationen im Rahmen internationaler Friedenseinsätze und trägt zur Debatte um die Frage bei, ob und auf welche Weise Süd-Süd-Kooperationen im Bereich internationaler UN-Friedensmissionen hinsichtlich deren Effektivität und Legitimität erfolgreicher sind als Interventionen unter der Federführung von Staaten aus dem globalen Norden. Hieraus lassen sich wichtige Einsichten für die Bedeutung für die friedenswissenschaftliche Politikberatung hinsichtlich der Chancen und Risiken von Süd-Süd-Kooperationen bei internationalen Friedenseinsätzen gewinnen.

Anknüpfend an postkoloniale Ansätze aus dem Bereich der Internationalen Beziehungen und Security Studies, welche insbesondere die entscheidende Rolle lokaler Normensysteme und sozio-kultureller Faktoren für die Effektivität und Legitimität externer Interventionen betont haben, verfolgt die Pilotstudie einen qualitativen Methodenansatz. Im Zentrum steht eine politisch-ethnographische Vorgehensweise, die insbesondere auf teilnehmenden Beobachtungen aufbaut und die Alltagspraxen und Formen der (Nicht-)Interaktion der für die Pilotstudie relevanten Akteure in den Blick nimmt, wodurch sich Rückschlüsse auf die Effektivität und Legitimität des brasilianischen MINUSTAH Beitrags ziehen lassen.

Die Pilotstudie ist als eine induktiv vorgehende Fallstudie angelegt. Dies ermöglicht uns, generelle Hypothesen für die weitere Forschung und Theoriebildung zur Rolle lateinamerikanischer Staaten in internationalen Friedenseinsätzen in einer sich geopolitisch verändernden und von der zunehmenden Relevanz von Akteuren aus dem „globalen Süden“ geprägten internationalen Sicherheitsarchitektur formulieren zu können.

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