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indigenen Sprachen am LAI

Die indigenen Sprachen, die am LAI unterrichtet werden, haben auch heute noch eine große Zahl von Sprechern:

Quechua wird von 8.000.000 Menschen gesprochen,

Guaraní von 5.000.000,

Nahuatl und K'iche' von 1.500.000 und

Chol von 185.000.

Mit Ausnahme von Chol wurden alle Sprachen in der Kolonialzeit, ab dem 16. und 17. Jahrhundert, mit dem lateinischen Alphabet verschriftet, und es entstanden zahlreiche Texte, wobei der Korpus an Schriftdokumenten auf Nahuatl der größte ist.

Das Nahuatl dieser Dokumente ist eine Varietät, die heute nicht mehr gesprochen wird. Sie wird Klassisches Nahuatl genannt, weil sie durch lateinschriftliche Texte dokumentiert ist. Diese Varietät ist es, die am LAI unterrichtet wird.

Das gleiche gilt für K'iche'. Die Varietät, die am LAI unterrichtet wird, wird ebenfalls heute nicht mehr gesprochen. Sie heißt Klassisches K'iche', weil sie wie Klassisches Nahuatl durch alphabetschriftliche Texte dokumentiert ist.

Andere Nahuatl- und K'iche'-Varietäten werden aber sehr wohl heute noch gesprochen. Die Unterschiede zwischen ihnen und den "Klassischen" Sprachen sind geringfügig. Anders sieht es beim Guaraní aus. Lateinschriftliche Texte auf Guaraní wurden von europäischen Jesuiten angefertigt, und das durch diese Texte dokumentierte Guaraní weicht erheblich von modernen Varietäten ab.

 

Während es keine aus der Kolonialzeit stammenden alphabetschriftlichen Texte auf Chol gibt, ist die Sprache aber durch bis zu 2000 Jahre alte vorspanische Hieroglyphentexte dokumentiert.

 

In heutiger Zeit sind Texte auf Quechua, Guaraní, Chol, K'iche' und Nahuatl vor allem Gegenstand mündlicher Überlieferung und werden nur selten von ihren Sprechern - obwohl sie größtenteils alphabetisiert sind - schriftlich fixiert. Es sind keine Texte zum Lesen, sondern zum Vortragen oder Singen und Anhören. Meist sind es Anthropologen und Sprachwissenschaftler, die Texte erstmals schriftlich dokumentieren.

Die am LAI unterrichteten Sprachen gehören unterschiedlichen Sprachfamilien an:

Nahuatl gehört zu den uto-Aztekischen Sprachen, deren Verbreitungsschwerpunkt in Nordamerika liegt.

K'iche' und Chol sind Mayasprachen, die im Süden Mexikos, in Guatemala und Belize gesprochen werden,

Guaraní ist eine Tupí-Guaraní-Sprache mit Schwerpunkt in Paraguay und Argentinien.

Quechua ist eine isolierte Sprache mit zahlreichen Varietäten, deren Sprecher vor allem in Peru, Bolivien und Ecuador leben.

Hinsichtlich Lautsystem und Grammatik unterscheiden sich die Sprachen deutlich voneinander, wie aus den folgenden Auflistungen ihrer charakteristischen Merkmale hervorgeht.

Kurze Texte aus der Kolonialzeit und der heutigen Zeit mit interlinearer und kolloquialer Übersetzung sollen eine erste Anschauung vermitteln. An ihnen werden beispielhaft die grammatischen, semantischen und syntaktischen Besonderheiten der einzelnen Sprachen aufgezeigt. Darüber hinaus werden die Textbeispiele als Vertreter bestimmter Genres in den Kontext des Textkorpus ihrer jeweiligen Sprache und in den größeren Zusammenhang der Kultur ihrer Sprecher gestellt.

Tonbeispiele moderner Sprachvarietäten vermitteln einen Eindruck, wie die gesprochenen Sprachen klingen.

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