Hintergrundinformationen zum Tonbeispiel
Das Textbeispiel, das auch als Tonaufnahme angehört werden kann, ist ein Vertreter des Textgenres cuento »Erzählung«, welches im andinen Raum sehr verbreitet, bedeutend und beliebt ist. Da die Quechua-Sprache auch aktuell noch weitgehend mündliche Anwendung findet, liegen wenige schriftlich verfasste Texte vor. Dies führt bei den Erzählungen zu einem oralen Stil, welcher sich in Ausrufen und häufigem Wiederholen bestimmter Elemente zeigt. Ein Beispiel ist dabei das Wort nin »es heißt/sagt«, mit welchem die Erzähltradition des Gesagten unterstrichen wird.
Cuentos haben einerseits einen unterhaltsamen Charakter. Andererseits enthalten einige dieser Erzählungen - wie auch die hier vorliegende - Lehren, die daraus vom Hörer zu ziehen sind. Bestimmte Figuren tauchen mehrfach in den Erzählungen auf. Besonders bekannt ist der Fuchs (atuj), der meist versucht, andere Tiere zu überlisten. Letztendlich verliert er stets, was zur Erheiterung der Zuhörer führt.
Das hier präsentierte Beispiel einer Quechua-Erzählung handelt von zwei jungen Männern, die auf dem Weg nach Hause sind und dabei einen kukuchi (oder condenado/ ein Verdammter) treffen. Während ein junger Mann sehr verängstigt ist, möchte der andere das Wesen aus Übermut erschrecken. Sein Vorhaben gelingt ihm – allerdings bezahlt er es mit dem Tod. Da der andere Mann keine ähnliche Intention hatte und bei dem Streich nicht mitgewirkt hat, kann er seinen Weg nach einer kurzen Konfrontation mit dem kukuchi unbehelligt fortsetzen.