Berechnung des BIP nach der Verwendungsseite
Eine andere Möglichkeit, das BIP zu errechnen, setzt an der Nachfrageseite an. Im Rahmen der Verwendungsrechnung (Ausgabenansatz) werden zunächst alle diejenigen Ausgaben ermittelt, die von den Konsumenten und Konsumentinnen eines Landes für den Kauf von Endprodukten aufgebracht wurden. Unter Endprodukten versteht man solche Güter und Dienstleitungen, die unmittelbar gekauft bzw. konsumiert werden und die nicht in einen weiteren Produktionsprozess einfließen (z.B. ein Haarschnitt beim Friseur, ein Privatauto oder eine Urlaubsreise etc.).
Zu dem Wert aller privat erworbenen Endprodukte werden darüber hinaus auch alle die vom Staat erbrachten Konsumleistungen hinzugefügt (z.B. Personalausgaben im öffentlichen Dienst oder Ausgaben für den Unterhalt der Verteidigungskräfte eines Landes etc.), sowie die Summe aller Bruttoinvestitionen. Eine Bruttoinvestition1 - ob staatlich oder von privaten Unternehmen - ist ein angeschafftes oder produziertes Investitionsgut (z.B. eine Maschine, eine Fabrik oder ein Universitätsgebäude und seine Ausstattung), d.h. ein Gut, welches selber im weitesten Sinne produktiv ist (man nennt diese Güter auch Kapitalgüter, deren Summe den Kapitalstock eines Landes konstituieren). Wichtig dabei ist, dass Investitionsgüter darauf abzielen, unseren Konsum in der Zukunft zu erhöhen.
Als Letztes wird der Außenbeitrag hinzugefügt (Exporte abzüglich der Importe). Die folgende Übersicht zeigt diese Berechnungsmethode beispielhaft für Deutschland im Jahre 2000:
+ Private Konsumausgaben |
1 214,16 Mrd. € |
+ Konsumausgaben des Staates |
391,91 Mrd. € |
+ Bruttoinvestitionen |
449,18 Mrd. € |
+ Exporte |
688,39 Mrd. € |
- Importe |
681,14 Mrd. € |
= Bruttoinlandsprodukt |
2 062,50 Mrd. € |
Quelle: Statistisches Bundesamt Deutschland
Das Statistische Bundesamt berechnet das BIP sowohl nach der Entstehungs- als auch nach der Verwendungsseite.2
1 Von Bruttoinvestitionen spricht man deswegen, da es sich um die Investitionstätigkeit handelt, welche sowohl den Ersatz abgeschriebener Kapitalgüter (den sog. Ersatzinvestitionen) als auch Neuinvestitionen umfasst.