Kaufkraftparität (KKP) – Purchasing Power Parity (PPP)
Das Konzept der Kaufkraftparität wird hauptsächlich in zwei verschiedenen Kontexten verwendet:
- zum einen in der Wechselkurstheorie (Kaufkraftparitätentheorie) Die nicht unumstrittene Aussage, die sich hinter diesem Konzept verbirgt, ist, dass sich der Wechselkurs zweier Währungen langfristig durch die Kaufkraft der dazugehörigen Volkswirtschaften bestimmt;
- zum anderen als Meßkonzept, um volkswirtschaftliche Größen wie zum Beispiel das BIP international vergleichbar angeben zu können.
Weil die Kaufkraft in verschiedenen Volkswirtschaften und damit in zwei Währungsräumen stark voneinander abweichen kann, reicht für die Vergleichbarkeit eine einfache Messung des BIP zu aktuellen Wechselkursen nicht aus, sie würde ein um Wechselkursschwankungen verzerrtes BIP Maß abbilden. Dies interessiert uns im Zusammenhang mit der Erklärung des BIP.
In diesem Fall ist jedoch weniger die Idee des einheitlichen Preises als vor allem die Anwendung der Kaufkraftparitäten von Bedeutung: D.h. wir wollen in der Lage sein, die wirtschaftlichen Kennzahlen verschiedener Länder und eben verschiedener Währungen miteinander zu vergleichen. Denn um das Volkseinkommen verschiedener Länder sinnvoll miteinander in Relation zu stellen, reicht es nicht aus, die volkswirtschaftliche Gesamtleistung einfach nur in eine andere Währung umzurechnen und in ihr auszudrücken. Damit würden nämlich die unterschiedlichen Kaufkraftniveaus in den Ländern unter den Tisch fallen.
Dem Ansatz der Kaufkraftparität liegt zugrunde, dass der nominale Vergleich zweier Einkommen in zwei verschiedenen Ländern nichts darüber aussagt, wie viel man sich von diesen Einkommen leisten kann, d.h.: Wie hoch die dazugehörige Kaufkraft ist. Diese hat wiederum etwas mit dem Preisniveau in den jeweiligen Ländern zu tun.
Die Amerikanerin verdient im Monat 2.500 Dollar und der Preis eines Brotlaibes beträgt 0,5 Dollar. Sie kann sich also theoretisch 5.000 Brote mit ihrem Einkommen leisten. Angenommen ein Deutscher verdient 4.000 Euro. Würde man nun einfach die 4.000 Euro zu einem nominalen Wechselkurs von etwa 1,45 Dollar pro Euro umtauschen, so erhielten wir 5.800 Dollar. Es scheint also, der Deutsche sei reicher als die Amerikanerin. Soweit so gut. Angenommen jedoch ein Laib Brot kostet in Deutschland 1 Euro, dann kann sich ein Deutscher nur 4.000 Brote kaufen, während die Amerikanerin, wie oben gezeigt, sich 5.000 Stück leisten kann. Umgerechnet zu Kaufkraftparitäten am Beispiel Brotlaibe ergibt sich ein Austauschverhältnis von 2 (1 Euro/0,5 US-Dollar). Damit verdient nach Kaufkraftparitäten ein Deutscher umgerechnet nur noch 2.000 Dollar (1US$ = 0.5 Euro), dies ist auf das höhere Preisniveau in Deutschland im Vergleich zu den USA zurückzuführen. Das Einkommen des Deutschen hat eine geringere Kaufkraft.
Für den Vergleich wirtschaftlicher Kennzahlen ist eine Umrechnung und Gegenüberstellung von Wechselkursen gemäß der KKP (meist im Vergleich zum US Dollar) daher gängig.
BIP pro Kopf und BIP (KKP) pro Kopf für verschiedene Länder im Jahr 2008
Quelle: Weltbank WDI
PPP Dollar
Wie anhand der vorhergehenden Beschreibungen sowie der folgenden Grafiken ersichtlich wird, macht es erhebliche Unterschiede, wie das Bruttoinlandsprodukt gemessen wird. Vergleicht man beispielsweise verschiedene Kennzahlen zu dem Wechselkurs des US Dollars des jeweils aktuell laufenden Jahres (engl. „current“) miteinander, so liegt das argentinische Pro-Kopf-Einkommen seit 2005 leicht unterhalb des brasilianischen Pro-Kopf-Einkommens. Dies erscheint zunächst gleichbedeutend mit der Aussage, dass eine Brasilianerin im Durchschnitt mehr produziert als eine Argentinierin. Dies liegt jedoch auch daran, dass die brasilianische Währung stark aufgewertet hat und diese Aufwertung sich in der Messung des BIP pro Kopf in US Dollar niederschlägt.
Ein weiteres Beispiel hierfür ist die Volatilität, d.h. die starken Schwankungen, des deutschen BIP pro Kopf. Diese würden für ein kräftiges Wachstum Mitte der 1990er Jahre und eine Abschwächung Anfang des Jahrtausends sprechen. Fakt ist jedoch, dass die starken Schwankungen, die die zweite Graphik darstellt, vor allem aufgrund von Wechselkursänderungen zu erklären sind: So kam es nach der Wiedervereinigung zu einer starken Aufwertung der D-Mark bis zur Einführung des Euro und danach zu dessen Abwertung.
Der Grund für die Unterschiede zwischen der Messung in PPP Dollar und in laufenden US Dollar liegt also in der Schwankung des Wechselkurses des US-Dollar zu den anderen Währungen. Und genau diese sind bei einer Messung in PPP Dollar durch die Vergleichbarkeit über die Kaufkraftparität nicht berücksichtigt. Sie zeigen daher ein deutlich weniger verzerrtes Bild.
Entwicklung des pro Kopf BIP 1980-2010 (gemessen in US-Dollar)
Quelle: Weltbank WDI
Folglich ist es auch nicht verwunderlich, dass Institutionen wie die Weltbank und der Internationale Währungsfonds das BIP verschiedener Länder immer auch in der Währung des so genannten PPP-Dollar messen, um eine bessere Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Dieser PPP-Dollar (auch internationaler Dollar genannt) basiert darauf, dass man zu einem bestimmten Zeitpunkt die zu diesem Zeitpunkt gültige Kaufkraft des Dollars als Basiswert gesetzt hat, um dann auf dessen Grundlage die reale Entwicklung der Wirtschaftskraft verschiedener Länder zum Ausdruck zu bringen.
Entwicklung des pro Kopf BIP 1980-2010 (gemessen in internationalen/PPP-Dollar)
Quelle: Weltbank WDI