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Leistungsbilanz – Current Account

Die Leistungsbilanz registriert Zahlungen aus dem Waren- und Dienstleistungshandel sowie Zinsen und Dividenden aus dem im Ausland investierten Kapital - sowohl von staatlichen als auch von privaten Einrichtungen.

Sie wird wiederum in 4 Bilanzen unterteilt:

  1. Handelsbilanz: Warenexporte (minus) Warenimporte.
  2. Dienstleistungsbilanz: Tourismus, Versicherungen und Transportkosten von Gütern. In geringerem Maße auch Kommunikations- und Baudienstleistungen, Lizenzgebühren aus Patenten und Urheberrechten. Dienstleistungsexporte (minus) Dienstleistungsimporte.
  3. Bilanz der Erwerbs- und Vermögenseinkommen: Zins- und Dividendenzahlungen aus dem Ausland (minus) Zins- und Dividendenzahlungen an das Ausland.
  4. Transferbilanz: Eingegangene Überweisungen (minus) gezahlte Überweisungen.

Leistungsbilanz = Handelsbilanz plus Dienstleistungsbilanz plus Bilanz der Erwerbs- und Vermögenseinkommen plus Transferbilanz.

Die Handelsbilanz ist die Komponente der Leistungsbilanz mit dem größten Volumen. Z.B. betrug im Jahr der Anteil von Dienstleistungen an den brasilianischen Exporten lediglich 13,6% (Güter: 86,4%) und an den Importen 25,6% (Güter 74,4%) (eigene Berechnungen auf Basis von Zahlen der OECD). Es ist daher nicht verwunderlich, dass ein Leistungsbilanzüberschuss meist mit einem großen Exportvolumen verbunden und ein Leistungsbilanzdefizit mit einem großen Importvolumen ist. Eine Ausnahme können Länder darstellen, welche ein hohes Tourismusaufkommen haben, da dies in der Dienstleistungsbilanz abgebildet wird. Anhand des Beispiels der Leistungsbilanz von Brasilien kann man nachvollziehen, welches Gewicht die Handelsbilanz (Warenexporte und Warenimporte) im Gefüge der Leistungsbilanz hat. Seit 2001 konnte Brasilien seinen Exportüberschuss kontinuierlich steigern. Dieser trug dazu bei, dass im Jahr 2003 die gesamte Leistungsbilanz einen Überschuss verzeichnete.

Leistungsbilanz für Brasilien zwischen 2001 und 2006 in Millionen Dollar

Schlagwort 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006
Güterexport

("free-on-board"-Basis)

48,011 55,086 58,223 60,362 73,084 96,475 118,308 137,807
Güterimporte ("cost-insurance-freight"-Basis) -49,272 -55,783 -55,572 -47,241 -48,290 -62,809 -73,606 -91,350
Handelsbilanz -1,261 -698 2,650 13,121 24,794 33,666 44,703 46,458
Dienstleistung: Kredit (Soll) 7,189 9,498 9,322 9,551 10,447 12,584 16,048 19,462
Dienstleistung: Kredit (Haben) -14,172 -16,660 -17,081 -14,509 -15,378 -17,260 -24,356 -29,116
Handels- und

Dienstleistungsbilanz

-8,244 -7,860 -5,109 8,164 19,863 28,990 36,394 36,804
Einkommen: Kredit (Soll) 3,936 3,621 3,280 3,295 3,339 3,199 3,194 6,438
Einkommen: Belastungen (Haben) -22,780 -21,507 -23,023 -21,486 -21,891 -23,719 -29,162 -33,927
Güter-, Dienstleistungs- und Einkommensbilanz -27,088 -25,746 -24,852 -10,026 1,311 8,469 10,427 9,315
laufende Zuschüsse (Soll) 1,969 1,828 1,934 2,627 3,132 3,582 4,050 4,846
laufende Zuschüsse (Haben) -281 -307 -296 -237 -265 -314 -493 -541
Leistungsbilanz (Summe der Güter-, Service- und Einkommensbilanz) -25,400 -24,225 -23,215 -7,637 4,177 11,738 13,984 13,620

Quelle: IWF, siehe auch: http://www.imfstatistics.org/imf/IFSIntTr.htm

In den deutschen Medien ist in Bezug auf Deutschland oft vom „Exportweltmeister“ die Rede. Aber was bedeutet „Exportweltmeister“? Um sich ein Bild vom Außenhandel einer Volkswirtschaft zu machen, greifen Ökonomen auf die Handelsbilanz zurück. Hier betrachten sie insbesondere den Saldo der Handelsbilanz. Von einem Handelsbilanzüberschuss spricht man, wenn ein Land (gemessen in Geldeinheiten) mehr exportiert als es importiert. Von einem Handelsbilanzdefizit hingegen spricht man, wenn ein Land (gemessen in Geldeinheiten) mehr importiert als es exportiert.

In der folgenden Graphik sind die Handelsbilanzsalden von zwei wichtigen Exportnationen abgebildet: Deutschland und China. Die Bundesrepublik Deutschland etablierte sich nach dem Zweiten Weltkrieg schnell als Exportnation. Im Zeitraum von 1982-2006 hat die BRD ausschließlich Handelsbilanzüberschüsse erwirtschaftet. Auch an den Handelsbilanzsalden der chinesischen Volkswirtschaft lässt sich sehr gut die aktive Integration Chinas in die Weltwirtschaft seit Anfang der 1990er Jahre erkennen. Während China von Mitte der 1980er Jahre bis zum Anfang der 1990er Jahre noch Handelsbilanzdefizite aufwies, gilt das Land seit den 1990er Jahren als „Werkbank der Welt“. Mit dieser Bezeichnung kommt seine steigende Bedeutung als Knotenpunkt für Produktion und Fertigung von Produkten aller Art in Ost- und Südostasien zum Ausdruck. Chinas Exporte steigen rasant, unter anderem auch deshalb, weil zu den Exporten auch der Re-Export von zuvor importierten Halbfertigprodukten mit höherer Wertschöpfung hinzukommt. Konsequenterweise hat China Deutschland im Jahr 2006 - nach Messung der Exporte in laufenden nominalen US Dollar - als “Exportweltmeister“ abgelöst.

Salden der Handelsbilanz (1985-2009, in Mrd. US-Dollar)

Quelle: OECD