Malschulen
Sagrada Familia y San Juanito, Anonym, Cuzcoschule, 18. Jhd. - Monasterio de Santa Rosa de Santa Maria aus: Pintura en el Virreinato del Perú, (1989), S.164, n° 75 (foto 4 adjunto) © Banco de Crédito del Perú
Neben der Einführung von Stichen und Bildern aus Europa, die den Künstlern in der Neuen Welt als Vorbilder dienten, spielte besonders die Ankunft europäischer Künstler in Amerika eine entscheidende Rolle. Diese stellten eine direkte Verbindung zum alten Kontinent her und brachten die europäischen Ströme in die Neue Welt.
Ende des 16. Jahrhunderts kamen italienische Künstler wie Bernardo Bitti, Mateo Pérez de Alessio und Angelino Medoro nach Peru, deren Werke durch den Manerismus bestimmt waren und die in von ihnen gegründeten Malschulen bald zahlreiche Nachahmer fanden.
Dass lateinamerikanische Werke trotz ihrer Qualität meist anonym waren, liegt daran, dass die Werke meist in Werkstätten in Zusammenarbeit mehrerer Künstler entstanden. Nur die Werkstattmeister gewannen zeitweise so ein Renomée, dass sie ihre Werke signierten. In den Missionen und in ländlichen Gegenden arbeiteten die einheimischen Künstler unter Aufsicht von Mönchen, in den Städten dagegen unterstanden sie Gilden.
Die Gilden, die schon kurz nach der spanischen Eroberung in Amerika nach mittelalterlichem europäischem Vorbild entstanden waren, dienten dazu Kunst- und Handwerkstätigkeiten zu organisieren und zu regeln, einen Qualitätsstandard und die sozialen Rechte der Künstler und Handwerker zu sichern. Doch eine der Hauptaufgaben der Gilden war die Ausbildung der Künstler, die nicht nur das Handwerk sondern auch lesen, schreiben und rechnen und natürlich den Katholizismus lernten. Die Ausbildung dauerte je nach Handwerk 3-6 Jahre. Bescheidenere Werkstätten waren im Haus des Meisters untergebracht, größere nahmen in einer Stadt einen ganzen Bezirk ein.
Heiliger Jerome, Diego Quispe Tito, Monasterio de Santa Catalina, Arequipa © Biografías y vidas
Mestizische und indigene Künstler fanden bald heraus, dass, um die staatlichen Reglementierungen zu unterwandern, es am besten war, eigene Werkstätten zu gründen, was besonders im 17. und 18. Jahrhundert realisiert wurde. Aufgrund ihres Lokalkolorits entstanden so für die jeweiligen Regionen charakteristische Malschulen. Als berühmteste ist hier die sogenannte „Cuzcoschule“ zu nennen, die Mitte des 17. Jahrhunderts gegründet wurde, doch auch andere Schulen wie die von Lima, Quito und Potosí erlangten Berühmtheit.
Fast während der gesamten Kolonialzeit waren die Künstler darauf beschränkt für lokale Auftraggeber zu arbeiten. Erst im 18. Jahrhundert wurde dieses Arbeitsgebiet ausgeweitet, so dass die Werkstätten nun in weiter entferntere Gebiete lieferten. Das galt besonders für die Zeit nach 1778 als das Freie Handelsedikt der Bourbonenkönige einen direkten Handel mit Spanien erlaubte. Einige Werkstätten reagierten auf diese neuen Märkte in industriellem Maße. Kunstakademien entstanden, in Nachahmung der Real Academia in Madrid, die jedoch nur „Weiße“, vorzugsweise Europäer aufnahmen, und in denen die gesamte Bandbreite der Kunstausbildung gelehrt wurde, inklusive Latein, Geschichte, Philosophie, Musik, Jura und Astronomie.
Peggy Goede