Springe direkt zu Inhalt

Unku- zwischen Transformation und Kontinuität

Unku der Kolonialzeit - Audio (gesprochen von Manuela Fischer)

Unku, Länge: 82,6 cm, Breite: 73 cm, Sammlung Maceda Ethnologisches Museum Berlin (VA 4577) (© Ethnologisches Museum Berlin)

Ein unku ist ein knielanges Kleidungsstück aus dem Andenraum. Wegen seines starken Symbolgehaltes wurde es auch nach der spanischen Eroberung von den männlichen Angehörigen der indianischen Oberschichten des Vizekönigreichs Peru getragen. Seine Gestaltung, Gebrauch und Bedeutung erfuhren mit der Eroberung durch die Spanier einen Wandel.

Der hier abgebildete unku ist aus einem feinen Gewebe aus Kamelidenwolle und Baumwolle sowie Stickerei aus Seidenfäden. Er stammt aus dem späten 16. Jahrhundert und wurde in dem Gräberfeld bei Ancón an der Nordküste Perus gefunden. Dieses Gräberfeld wurde schon Jahrhunderte zuvor für Bestattungen genutzt. Auch die meisten anderen unku in den heutigen Museumssammlungen, haben sich in Gräbern erhalten. 

Rückseite des Unku, VA 4577 (© Ethnologisches Museum Berlin)

Bei diesem unku war die zeitliche Zuschreibung schwierig. Typische Gestaltungselemente aus der Inkazeit sprachen für eine Zuordnung zu diesem Zeitraum. Jedoch können bei genauem Betrachten Abweichungen festgestellt werden, die auf eine Herstellung in der Kolonialzeit verweisen. Sie zeigen sich im Material, in der Herstellung, in der Farbgebung und in den abgebildeten Symbolen.

Viele dieser Veränderungen zielten auf die Betonung und Rekonstruktion einer inkaischen Identität. Unku sollten eine gehobene soziale Stellung ihres Eigentümers auch in der Kolonialzeit zum Ausdruck bringen. Dieses Anliegen führte zur besonderen Ausprägung einzelner Merkmale, so dass koloniale unku oft inkaischer wirken als die Textilien aus der Inkazeit. 

 

L. Bordet/ A. Ebert/ Í. Fernandes Pinto