Symbolik der Textilien
Textilien hatten in der vorkolonialen und der kolonialen Zeit ein bedeutendes symbolisches Gehalt in den andinen Gesellschaften. In der Inkazeit wurden die Textilien nicht nur als Kleidung verwendet. Sie wurden auch getauscht, geschenkt, geopfert und dienten ebenfalls als Steuereinnahme für die Inkas. Außerdem waren sie wahrscheinlich wichtige Merkmale, die Gruppenzugehörigkeit, Identität und Rangposition des Trägers darstellten (vgl. Phipps, 2004), gerade deswegen ist die Symbolik der Textilien extrem wichtig.
Viele Aspekte der andinen Kultur haben sich Jahrhunderte lang in verschiedenen Details der Textilien versteckt, sei es in Form quadratischer Symbole, den tokapu, sei es in der Art wie die WeberInnen die Fäden kreuzen. Auch in der kolonialen Zeit ist eine Kontinuität in der Produktion der Textilien inkaischer Art erkennbar. Verschiedene Motive aus der spanischen Ikonographie wurden wiederum in dieser Periode in verschiedenen Gegenständen integriert.
Wenn man die unku mit den Inkaportraits oder den kolonialen peruanischen Gemälden vergleicht, auf denen der Einfluss europäischer Muster sofort identifiziert werden kann, lassen sich die unku auf den ersten Blick als indigene Kunst bezeichnen. Aber bei einer genaueren Betrachtung können bei vielen kolonialzeitlichen unku christlichen Figuren oder aus der spanischen Ikonographie übernommene Floralmuster ausgemacht werden.
Bei unseren beiden unku und dem Altartuch sind verschiedene Symbole zu finden, die sowohl die transkulturellen Austauschbeziehungen zwischen der andinen Vorstellungswelt und der neuen kolonialen Macht mit deren Einflüssen zeigen, als auch eine Kontinuität der indigenen Weltvorstellungnachweisen. Blumenmotive, einige Tiere (wie der Puma oder Vögel), tokapu, ahuaqui, sind Beispiele dafür. Aber auch die Farben des unku rot und blau können als nicht verbale Botschaft verstanden werden.
Alle Bilder sind Details aus dem Altartuch (VA 64827), dem unku (VA 4577) und dem unku (VA 8840) (© Ethnologisches Museum Berlin).
Í. F. P.