Die Kolonialgesellschaft
Die Kolonialgesellschaft bestand nach der spanischen Eroberung aus diversen Bevölkerungsgruppen und -schichten. Aufgrund der vielen Übergriffe gegenüber der indigenen Bevölkerung trennte die spanische Krone Mitte des 16. Jahrhunderts Europäer und Indigene und siedelte sie in sogenannten repúblicas de españoles und repúblicas de indios an. Weiterhin bildeten in Amerika eingeführte afrikanische Sklaven einen festen Bestandteil der kolonialen Gesellschaft. Sie alle waren direkt der spanischen Krone unterstellt, die in der Neuen Welt durch die Vizekönige repräsentiert wurde, unterlagen jedoch einer unterschiedlichen Rechtsprechung.
In idealisierter Form bildete die Kolonialgesellschaft eine Art Pyramide, an deren Spitze die Spanier verortet wurden, dicht gefolgt von den Kreolen, den in Amerika geborenen Spaniern. Da die Eroberer und Siedler in den Anfangsjahren zum Überleben und für das Funktionieren der Kolonialgesellschaft auf die indigene Unterstützung angewiesen waren, kam es schon in frühen Jahren zu interethnischen Heiratsverbindungen, aus denen Mestizen entstanden. Doch auch der alten indigenen Oberschicht, repräsentiert durch die Kaziken, gelang es sich gesellschaftlich zu behaupten. Am unteren Teil der Pyramide fand sich schließlich das indigene Volk, das sozial noch über den afrikanischen Sklaven stand.
Diverse Bilder aus der Kolonialzeit zeigen die soziale Schichtung der kolonialen Gesellschaft und darüber hinaus auch die propagandistisch offen zur Schau gestellten Verbindungen zwischen den Ethnien, wie es z.B. in einem Gemälde aus Peru mit der Darstellung der Hochzeit von Martín de Loyola mit der Ñusta Beatriz aus dem Jahre 1718 zu sehen ist. Hier wird auch die herausragende Rolle der Kirche in der Neuen Welt deutlich, da der christliche Gott mit seinem irdischen Stellvertreter, dem Papst in Rom, die höchste Instanz darstellte. Die Bilder sollten verdeutlichen, dass die indigene Macht letztendlich von der Kirche und vom König von Spanien kam.
Peggy Goede