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Spanier und Kreolen

Hernán Cortéz in Veracruz

Hernán Cortéz in Veracruz
Bildquelle: Ingrid Kummels

Schon seit ihrem Eintreffen in der Neuen Welt sahen sich die Spanier als Beherrscher der von ihnen neu entdeckten Länder und den dort lebenden Indigenen als weit überlegen an. Politische Unruhen im Gebiet des heutigen Mexiko und Peru ausnutzend, gelang es ihnen, für sie wertvolle indigene Verbündete zu gewinnen, was ihnen schon bald die Oberherrschaft über weite Teile Amerikas ermöglichte.

War Sinn und Zweck der Eroberungen neben der Konvertierung der Indigenen doch hauptsächlich der Ertrag von größtmöglichen Gewinnen, wie Land, Rohstoffen u.ä., wurde schon in Zeiten des Kolumbus das System der encomiendas eingeführt, um sich der Arbeitskraft der Indigenen bedienen zu können. Die encomienda-Besitzer, sogenannte encomenderos, gewannen allerdings bald so stark an Macht und Einfluss, dass der spanische König einen Kontrollverlust fürchtete. Die Krone versuchte dem durch die Einsetzung von Vizekönigen, königlichen Beamten und einer streng reglementierten Gesetzgebung entgegenzuwirken.

Die indigene Bevölkerung litt dermaßen unter den Übergriffen der spanischen Konquistadoren und der Ausbeutung durch die encomenderos, dass ihre Zahl schon im 16. Jahrhundert stark dezimiert wurde.Die spanische Krone erwirkte daher, angeregt durch die rege Fürsprache von Geistlichen wie dem Dominikaner Bartolomé de las Casas, 1542 die sogenannten Nuevas Leyes.

Konquistadoren werfen Indigene den Hunden vor Stich von de Bry, 1594

Konquistadoren werfen Indigene den Hunden vor Stich von de Bry, 1594
Bildquelle: NY Public Library, Rare Book Room, De Bry Collection, NY commons.wikimedia.org/wiki/File:Balboamurder.jpg

Diese räumten den Indigenen gewisse Rechte ein, indem sie die bisherigen Privilegien der encomderos stark beschnitten, was deren massiven Widerstand zur Folge hatte. In Peru eskalierte die Situation derart, dass Gonzalo Pizarro eine offene Rebellion gegen die Krone anführte, die in einem Bürgerkrieg zwischen den dort ansässigen Spaniern gipfelte. Die Differenzen zwischen den spanischen Aufständischen und den Königstreuen nutzten viele Indigene, um ihre eigenen Interessen im Rahmen von Aufständen voranzutreiben.

Ende der 1540er Jahre schien sich der Kolonisationsprozess zu stabilisieren und die Krone erhielt mit dem Ende des Bürgerkrieges 1548 in Peru eine tatsächliche Kontrolle über die encomenderos. Deren eigennützige Ambitionen hatten die Etablierung einer kolonialen Gesellschaft im Sinne Spaniens zuvor unmöglich gemacht. In einer nun gefestigten Kolonialgesellschaft bildeten die Spanier die sogenannte república de españoles, die ein Gegengewicht zur república de indios bildete, und einer eigenen Gesetzgebung unterlag. Zusammen mit den Kreolen, den in Amerika geborenen Spaniern, setzten sie sich an die Spitze der Gesellschaftspyramide.

 

Peggy Goede